Albert - Das Online-Magazin

Erinnerung an den Holocaust - Besuch von Halina Birenbaum

Halina Birenbaum 23.1.17Am 27.1.1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit. Über eine Million Menschen waren allein hier fabrikmäßig vernichtet worden. Nach 72 Jahren werden die überlebenden Augenzeugen immer weniger. Doch es gibt sie noch, die Zeitzeugen, die etwas zu sagen haben.

Wir hatten das Glück, eine von ihnen zu Besuch zu haben: Halina Birenbaum. Sie erlebte und überlebte als junge  polnische Jüdin das Grauen im Warschauer Ghetto, in den KZs von Majdanek, Auschwitz und Ravensbrück. Am Montag, dem 23.1.2017, war sie wieder zu Gast im ASGSG. Seit 26 Jahren besucht die heute fast Neunzigjährige regelmäßig unsere Schule. Ihr Lebensbericht vergegenwärtigt immer wieder auf beklemmende Art und Weise die Realität des Terrors und gibt Anlass für zahlreiche Fragen und Diskussionen. Hier berichtet Sophie Böck (Kl.9b) von der Veranstaltung:

"Die Hoffnung stirbt zuletzt!"

"Am 23.01.17 wurden die Schüler und Schülerinnen der Stufe 9 des Albert-Schweitzer-/Geschwister Scholl-Gymnasiums in die Aula gebeten um der Schriftstellerin, Dichterin und Übersetzerin Halina Birenbaum zuzuhören.

Faszinierend war es ihr zuzuhören, traurige sowie fröhliche Momente mit ihr zu teilen, sodass dem einem oder anderen auch mal die Tränen kamen. Ihre Erlebnisse in den verschiedenen Lagern waren jeweils unterschiedlich, sie erzählte den Schülern von ihren Verlusten und sprach dabei offen über ihre Empfindungen und Gedankengänge. Die damals 13 Jahre alte Halina erlebte, wie ihr Vater erschlagen, ihre Mutter vergast und ihre Brüder genauso wie ihre Schwägerin getötet wurden.

Beinahe wäre sie selbst zum Opfer gefallen, doch ein glücklicher Zufall rettete ihr das Leben: In einem Konzentrationslager sortierte man die Verletzten von den gesunden Menschen aus, zu dieser Zeit hatte Halina eine Verletzung am Fuß und hinkte stark. Doch sie trug Stöckelschuhe, bei welchen von einem Schuh der Absatz abgebrochen war. Der Kontrolleur nahm an, dass sie deswegen hinkte und ließ sie durch. Auch in anderen Situationen konnte man von fast unfassbarem Glück reden.

Halina nimmt man heute als selbstbewusste, starke Frau wahr, welche mit beiden Beinen im Leben steht. Für sie war es kein Problem nach Deutschland zurückzukehren und sich zu integrieren. Für die Schüler war sie als respektvolle Frau zu sehen und ein Beweis dafür, dass man auch in den schwächesten Momenten stark sein kann.

Am Ende ihres Vortrags legte sich eine nachdenkliche Stimmung über die Schüler- und Lehrermenge. Halina gibt einem mit auf den Weg, dass man niemals die Hoffnung verlieren darf. Man darf auch in Zukunft nicht nur zusehen, wenn etwas Schlimmes passiert. Erinnere man sich doch an den Spruch von Martin Niemöller:

"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

 Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."

Eine aufschlussreiche Erzählung, die gut informiert und auch gerne nochmal zu hören ist.

Danke Halina Birnenbaum!"

IMG 3369

in gebannter Stille folgen die Zuhörer der kleinen, starken Frau 

Für Oberstufenschüler kommt H.Birenbaum nochmals am 27.1. in die Schule. Abends kann man sie ab 19 Uhr im Rahmen der Gedenkfeier im Marler Rathaus erleben.