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Faust I – bunt und modern im Ruhrfestspielhaus

Faust 600

"Am Montag, 20.02.17 wurde im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen um 20 Uhr eine Inszenierung des Westfälischen Landestheaters Castrop -Rauxel von Faust I aufgeführt, welche wir mit 125 Schülern der LK- und Grundkurse Deutsch der Q1 und Q2 besucht haben. Begleitet wurden sie von  ihren Lehrerinnen Frau Beckmann, Frau Graw, Frau Hein, Frau Miller und der Referendarin Frau Thienemann.

Der Eindruck, den die Inszenierung hinterlassen hat, kurz zusammengefasst:

                                                minimalistisch, bunt, modern.

Das Bühnenbild bestand aus einem weiß- gelben Raum und ein paar Stühlen. Die Kostüme waren alle einfarbig gehalten und der Text wurde drastisch gekürzt. Unserer Meinung nach, allerdings an den richtigen Stellen. Der Sinn blieb dadurch trotzdem erhalten und der Text war so gekürzt, dass z.B. der Teufelspakt, der sonst Seiten umfasst, in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht wurde. So blieb die Vorstellung spannend.

Der Text orientierte sich – trotz der Kürzungen - weitestgehend an den Originalversen, aber das Stücke wirkte, gerade durch die Mimik und Gestik der Schauspieler, moderner. Auch war die Inszenierung keine zu überspitzte Darstellung, so dass der Sinn verfälscht oder sogar das Stück ins Lächerliche gezogen worden wäre. Der Dramaturg hat also eine gute Balance zwischen Modernität und dem Original gefunden.

Die Schauspieler überzeugten, besonders Mephisto hat wegen seiner ironischen  Art und der Betonung der komödiantischen Seite der Teufelsfigur, am Ende besonders viel Applaus geerntet, aber auch die Gretchen-Darstellerin mit einem authentischen und talentierten Auftritt. Zu Beginn hat sie besonders das Kindische in Gretchen betont und im Verlauf des Stückes immer mehr Gefühle aufgebaut, bis sie in der Kerkerszene förmlich emotional explodierte. Leider stellten diese herausragenden Schauspieler den Hauptdarsteller etwas in den Schatten. Der Schauspieler, der Faust verkörperte, wirkte insgesamt etwas ausdruckslos und schwach, wenn man ihn mit den anderen herausragenden Schauspielern vergleicht. Vor allem Fausts Verzweiflung brachte er leider nicht wirklich zum Ausdruck. Fausts Streben nach Erkenntnis fehlte.

Die Kostüme waren alle sehr schlicht und einfarbig gehalten, das Bühnenbild insgesamt sehr überzeugend. Jede Hauptfigur hatte eine eigene Farbe und erhielt dadurch auch jeweils eine Bedeutung. So trug Mephisto, ganz klassisch, rot. Faust hingegen war in blau, in den Farben des Himmels gekleidet und Gretchen trug ein verspieltes und gelbes Kleid. Auch einige bedeutende Requisiten hatten eine der zwei Hauptfarben, rot und blau zugeschrieben bekommen, z.B. war die heilige Bibel  in blau. So wurde es dem Zuschauer erleichtert, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Die zwei Farben konnte man unter anderem auch in dem Bühnenbild wiederfinden. Das Bühnenbild  ist ziemlich einfach aufgebaut gewesen: ein weiß-gelber Raum mit einigen Stühlen, die ungeordnet im Raum standen. Des Weiteren existierten zwei nebeneinander liegende Durchgangsfassaden, die in der Mitte hinten platziert waren.

Sie haben die szenischen Orte bestimmt. Durch eine Schiebetür konnte der Eingang oder Ausgang immer wieder problemlos geöffnet und geschlossen werden. Sobald ein Schauspieler durch die Tür lief, veränderte sich auch immer die Farbe von rot zu blau oder auch zu neutral. Somit war es einfach zu erkennen, ob die Situation eher mit dem Guten, also dem Himmel oder mit dem Bösen, also dem Teufel verbunden wird. Davon waren so ziemlich alle Zuschauer positiv überrascht, weil so das zuerst einmal langweilig und einfach erschienene Bühnenbild auch Modernität erlangte. Würde man jedoch vor dem Theaterbesuch das Drama „Faust 1“ nicht gelesen haben, hätte der Zuschauer Schwierigkeiten gehabt zu erkennen, an welchem Ort die Szene spielt und welche Szene überhaupt dargestellt werden soll.

Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass die Mehrheit der Schüler wirklich positiv überrascht von der Inszenierung gewesen sind. Viele von ihnen sagten, dass sie sich es viel langweiliger und vor allem länger als 2 Stunden vorgestellt haben. Des Weiteren waren sie alle von dem Schauspieler des Mephistos fasziniert, welcher dem Stück etwas Frische und Ironie verliehen hat. Somit gelang es den meisten Schülern und Schülerinnen die Inszenierung aufmerksam zu verfolgen. Insgesamt eine gelungene Vorstellung."

Helene Langenkamp und Nele Nortmann (Q1 LK Deutsch)