Medien

JugendMedienEvent 2011

Alle Macht geht vom Volke aus. Diesen Grundgedanken der Demokratie bekommen wir Schüler des ASGSG in zahlreichen Unterrichtsfächern zu hören. Nur: Wie kann das Volk Entscheidungen treffen, wenn es nicht weiß, was in der politischen Welt passiert? Eine funktionierende Demokratie braucht Transparenz und Öffentlichkeit – und diejenigen, deren Aufgabe es normalerweise ist, diese beiden Dinge zu gewährleisten, sind die Journalisten. Alexandra Jegers (Jg. 12) hat sich auf einem JugendMedienEvent mit dem Beruf des Journalisten auseinandergesetzt.

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Mir als Schülerin des Sowi-Leistungskurs gefällt dieser Gedanke und vielleicht ist das auch einer der Gründe, weshalb ich den Beruf so attraktiv finde. Auf jedenfall interessiere ich mich für Medien und deshalb war das JugendMedienEvent 2011, das von Donnerstag, 30.6. bis Sonntag, 3.7. in Köln und Bonn stattfand, auch genau das Richtige für mich. 

 

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Jeder, der rund 300 Teilnehmer konnte sich im Vorfeld auf der Internetseite der Jungen Presse NRW ein individuelles Programm zusammenstellen. Eine schwierige Aufgabe, denn das Angebot war vielfältig und deckte von Fernsehen über Print, Radio und Online nahezu alle Bereiche des Journalismus ab. Vom Nachrichten schreiben unter der Anleitung eines dpa-Redakteurs bis hin zur eigenen Radio- und TV-Moderation und dem Erstellen von Sendebeiträgen für den WDR war alles vertreten. Die Arbeitsgruppen drehten sich dabei stets in irgendeiner Weise um das Thema „Freie Meinung?! Kann wirklich jeder sagen, was er will?“ – das war nämlich das große Motto, unter dem das diesjährige JugendMedienEvent stattfand. 

Donnerstag und Freitag standen für mich ausnahmsweise mal nicht Chemie, Mathe und Sport auf dem Stundenplan, sondern unter anderem die Arbeitsgruppe „WikiLeaks als Recheretool“ und ein Redaktionsbesuch bei der BILD-Redaktion in Köln. Mein Höhepunkt dieser beiden Tage war die Arbeitsgruppe – weil es einfach Spaß gemacht hat, mit erfahrenen Journalisten, Rechtsanwälten und Politikern über Geheimnisverrat und investigativen Journalismus zu diskutieren. Der Redaktionsbesuch bei der BILD war sicherlich auch sehr informativ. Auf jedenfall hat er mir klar gemacht, dass ich meine Nase in Zukunft öfters in dieses Blatt stecken sollte, damit ich meine im Laufe der Jahre erworbenen Vorurteile in einer Diskussion mit dem stellvertretenen Chefredakteur beim nächsten Mal auch mit Beispielen füllen kann. 

Arbeitsgruppen und Redaktionsbesuche schön und gut – aber Journalisten sind Menschen der Praxis und lieben es, selbst Hand anzulegen, zu recherchieren und zu schreiben. Am Samstag hatten wir daher die Gelegenheit, in verschiedenen Medienworkshops von echten „Profis“ zu lernen. Dort erzählten uns langjährige Journalisten der dpa, von Spiegel Online, der Axel Springer Akademie und des „Stern“, worauf es in ihrem Beruf wirklich ankommt. Dieser Tag war das Highlight der Veranstaltung. Nirgends sonst bekommt man soviel Einblick in die Medienwelt, hat die Chance, sich selbst auszuprobieren und die fertigen „Werke“ (Fernseh- oder Radiobeiträge, Reportagen oder Nachrichten) von einem Fachmann begutachten zu lassen.

 

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Der Workshop, für den ich mich entschieden hatte, hieß „Magazin-Journalismus – Wir schreiben eine „Stern“-Titelstory“ und wurde von Rolf-Herbert Peters, „Stern“-Reporter und Buchautor, geleitet. Verständlich und praxisnah ging es in diesem Medienworkshop darum, aus einer Idee eine Titelgeschichte für eines der einflussreichsten Nachrichtenmagazine Deutschlands zu machen. Und wer jetzt glaubt, dass wir am Ende des Tages alle mit einer fertigen „Stern“-Titelstory zurück zu unseren Schlafhallen gefahren sind, der irrt sich und hat wahrscheinlich ebenso wenig Ahnung von den Abläufen in einer „Stern“-Redaktion wie wir Teilnehmer zu Beginn des Workshops. Nur so viel sei noch verraten: Es war der Wahnsinn. 

Erwähnenswert sind vielleicht noch die Abendprogramme, die von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Jungen Presse NRW gestaltet wurden. Am Freitag feierten wir eine „Beachparty“ im Herzen Kölns. Am Samstag gingen wir ins Kino, schauten uns den Film „Joschka und Herr Fischer“ an und hatten anschließend die Gelegenheit, ein Interview mit Regisseur Pepe Danquart zu führen. Die rund 50 Helfer, viele von ihnen selbst Schüler und Studenten, kümmerten sich rund um die Uhr um uns Teilnehmer. Es fehlte uns an nichts – und ich kann nur ahnen, wieviel mühsame Arbeit in dem Programm und hinter der liebevollen Betreuung wirklich steckte. 

Auch wenn der Redaktionsbesuch meine idealtypische Vorstellung eines Journalisten, der mit seinen Beiträgen für mehr Transparenz und Öffentlichkeit in einer Gesellschaft sorgt und somit eine zentrale Aufgabe in einer funktionierenden Demokratie erfüllt, etwas relativiert hat, fällt mein Fazit zur gesamten Veranstaltung ohne Einschränkungen positiv aus. Es heißt immer, 80 Prozent der Jugendlichen wollen später „irgendwas mit Medien“ machen. Gehört ihr vielleicht auch dazu? Auf dem JugendMedienEvent habt ihr jedenfalls die einmalige Gelegenheit, herauszufinden, ob die Arbeit wirklich etwas für euch ist. Und was die BILD angeht: Die hat in mir jetzt trotzdem eine neue Leserin gefunden.

Alexandra Jegers