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"Kabale und Liebe" im Blumenmeer - eine Theaterkritik

Nachdem wir im Deutschunterricht Schillers bürgerliches Trauerspiel „Kabale und Liebe“ ausführlich behandelt hatten, entschlossen wir uns dazu, die Bühnenaufführung des Prinz-Regent-Theaters Bochum am 23.01.2014 im Theater Marl anzuschauen.kabale

Regisseurin Sybille Broll-Pape und die Schauspieler standen vor der schwierigen Aufgabe das Stück so auf die Bühne zu bringen, dass es auch Schüler, die Klassikern wie Goethe oder Schiller häufig skeptisch gegenüberstehen, in seinen Bann zieht.    Zunächst noch von unruhigem Gemurmel aus dem Publikum begleitet, beginnt die Inszenierung mit einem großen Foto von Luise als Projektion an der Rückwand der Bühne.   Das eher spärliche Bühnenbild besteht zu Beginn aus einer Mauer aus schwarzen Säcken -  als Symbol für die Standesgrenzen - welche Luise (Anna Döing) und Ferdinand (Helge Salnikau) aber dann durch einen schön anzusehenden Blumenregen ersetzen. Mit musikalischer Untermalung bringen die beiden ihre Liebe glaubhaft zum Ausdruck und fesseln die Blicke des Publikums an das Geschehen auf der Bühne.

Nach und nach kommen mal der fürsorgliche Miller (Wolfram Boelzle), der von sich selbst überzeugte, beherrschende Präsident (Volker Weidlich), die mit ihrer Situation unglückliche Lady Milford (Katrin Schmieg), der schmierig-schleimige Wurm (Arne Obermeyer) oder der tuntig-überschwängliche Hofmarschall von Kalb (Jan Arwed Maul) auf die Bühne. Wer aber nie erscheint, ist Frau Millerin, wodurch die enge Beziehung zwischen Vater Miller und Tochter Luise besser zur Geltung kommt.

Auch wenn die Kostümwahl die Charaktere Luise und Ferdinand nicht ganz optimal widergespiegelte, sodass Ferdinand besonders im Vergleich zum Präsidenten sehr bürgerlich wirkte und Luise, ein eher verschlossener, in sich gekehrter Charakter, in        einem farbenfrohen Kleid auf der Bühne stand,  so hatte  dies nur  sehr geringe Auswirkungen auf den positiven Gesamteindruck der Inszenierung. 

Die schauspielerische Leistung war bei keinem Charakter zu bemängeln, wobei der Hofmarschall von Kalb, dessen Auftritte von dem Lied „Mr. Saxobeat“ begleitet wurden, als eindeutiger Publikumsliebling hervorstach. Trotz der modernen Musik sprachen die Schauspieler größtenteils in Schillers Worten, wodurch ein interessanter Mix aus alt und neu entstand, der dazu beitrug, Schillers Werk für die Jugendlichen zugänglicher zu machen.  Sybille Broll-Pape strich die „Kammerdiener-Szene“ aus der Inszenierung, wodurch die Grenze zwischen Adel und Bürgertum noch einmal verschärft dargestellt wurde.

An dieser Grenze scheitert schlussendlich das Liebesglück von Luise und Ferdinand, die sterbend im Blumenmeer erkennen müssen, dass sie einer Kabale des Hofes unterlegen sind.

Klara Otten, Isabella Leis