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„Zwischen Diskriminierung und Neuanfang: Jüdisches Leben in Niederschlesien“ – Besuch im Jüdischen Museum Dorsten zur Vorbereitung auf internationale Begegnung in Kreisau

Ausgrenzung, Diskriminierung, Verfolgung und Rassismus – Schlagworte, die auch noch im 21. Jahrhundert zum Alltag vieler Minderheiten auf der ganzen Welt gehören. Die internationale Jugendbegegnungsstätte in Kreisau (Polen) organisiert hierzu in diesem Jahr ein Jugendprojekt mit polnischen, ukrainischen und deutschen Schülerinnen und Schülern – und das ASGSG ist mit dabei. Schwerpunktthema des Projekts: Die Ausgrenzung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden in Niederschlesien vor und während des Zweiten Weltkriegs, aber auch die Fortsetzung bzw. der Neubeginn jüdischen Lebens nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Schülerinnen und Schüler werden hierbei u. a. Zeitzeugen treffen, jüdische Friedhöfe und Synagogen besuchen und gemeinsam mit einer Jugendmedienwerkstatt einen Webblog erstellen. Der Gedanke, eine europäische Perspektive auf die Vergangenheit zu entwickeln, um gemeinsam für die Zukunft zu lernen, steht im Mittelpunkt des gesamten Vorhabens.

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Zur Vorbereitung auf unsere Teilnahme an dem Projekt in Kreisau haben 10 Schülerinnen und Schüler des ASGSG am 1. September 2014 das Jüdische Museum in Dorsten besucht. Bei der interessanten Führung durch die Ausstellung wurde über die Kultur und die Tradition des Judentums informiert, z. B. über die Bedeutung der Tora, über den Aufbau einer Synagoge oder über jüdische Feste und Feiertage wie den Shabat oder das Pessach-Fest. Auch wurde darüber gesprochen, wie langlebig antisemitische Vorurteile und Stereotype vom Mittelalter bis in die heutige Zeit hinein sind.

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In dem anschließenden Workshop haben sich die Schülerinnen und Schüler mit vier ausgewählten jüdischen Biographien aus Westfalen aus dem 19. und 20. Jahrhundert befasst. In der Weimarer Republik waren Jüdinnen und Juden in verschiedensten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens vertreten und anerkannt, z. B. als Schriftsteller, Sportler, Politiker oder Unternehmer. Die Erfahrungen mit Ausgrenzung, Diskriminierung, Verfolgung und Rassismus verdichteten sich bei vielen, oft sehr gut integrierten westfälischen Juden spätestens nach den 9. November 1938 zu dem Gefühl, zu Fremden im eigenen Land geworden zu sein. Nur einer kleinen Anzahl gelang die Flucht aus Nazi-Deutschland oder das Überleben in einem Konzentrationslager  – die meisten Jüdinnen und Juden jedoch wurden in den Vernichtungslagern ermordet.

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