Singen für den Frieden

Acht Mädchen der Jahrgangstufe 10 machten sich letzten Montag gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Andrea Kittel und Martina Bozdech auf den Weg nach Frankreich, um in Form der Mitwirkung bei der Aufführung der Friedens-Messe „The Armed Man“ von Karl Jenkins in St. Quentin einen Beitrag zur Erinnerung an den Beginn des 1.Weltkriegs 1914 zu leisten. Die lateinischen Messteile KYRIE – SANCTUS - AGNUS DEI – BENEDICTUS ergänzt Jenkins mit literarischen Texten aus Indien und Japan und England, die alle die Gräuel des Krieges schildern. Chöre aus fünf Schulen bildeten den Gesamtchor mit 120 beteiligten Schülerinnen und Schülern, begleitet von einem Instrumentalensemble des Konservatoriums St. Quentin.

Warten

Die Reise begann problematisch: In Belgien war ein Generalstreik ausgerufen worden, statt mit dem Thalys in 6 Stunden Paris zu erreichen, saßen wir insgesamt 14 Stunden in S-Bahn, Bus, Metro und Zug bis in Marls Partnerstadt Creil. Aber die Begrüßung durch ein fröhliches Empfangskomitee mit einem Plakat voller lustiger Noten und mit lachenden Gesichtern der Gastgeber entschädigte für die lange Fahrt.

GruppenfotoINVALIDES

Für Dienstag stand der Besuch im Armee-Museum in Paris auf dem Programm. Um 8 Uhr startete der Bus aus Creil, besetzt mit den deutschen Schülerinnen, den französischen Partnerinnen und dem „Comité du Jumelage“, das diesen Ausflug ermöglicht hat. Jung und Alt wollten sich gemeinsam der Vergangenheit stellen. Der Himmel grau in grau, die Knochen vom Vortag noch etwas steif, der Ausblick auf einen langweiligen Museumsbesuch….Aber alles kam ganz anders!

KapelleHDI

Im „Hôtel des Invalides“ angekommen konnte man seltsame Paraden beobachten, auch die hohe Dichte von schwedischen Fahnen war befremdend! Kurz und gut, wir wurden Zeugen eines sehr offiziellen Staatsbesuchs von Königin Sylvia und König Gustav von Schweden mit allen militärischen Ehren, Abschreiten der Ehrenlegion, Militärkapelle und allem Drum und Dran. Und weil wir so gar nicht französisch aussahen, durften wir auch ganz nah dran und den Auszug der Exzellenzen noch bejubeln.

Königspaar

Danach waren alle aber auch so richtig durchgefroren! Für den eigentlichen Museumsbesuch blieb nicht mehr ganz so viel Zeit, aber Frau Bozdech gelang es, in kürzester Zeit die Vorgeschichte zum 1.Weltkrieg vom dt.-frz. Krieg 1870/71 über die Weiterentwicklung der Waffen, die Anpassung der Waffenröcke bis zu den Auswirkungen der Materialschlacht lebendig zusammenzufassen.

Nur einen kurzen Blick konnten wir auf Napoleons Grab werfen, schon ging es im Bus weiter mit einer Sightseeing-Tour durch das Zentrum in Paris, an der Seine entlang, vorbei an der Nationalversammlung, am Louvre, Notre Dame im Hintergrund. Das Ziel waren „Les Halles“ – das Palais Vest ist dagegen eine Hundehütte, aber eine fertiggestellte, denn „Les Halles“ befinden sich gerade im Umbau.

Mittwochs stand Schule auf dem Programm. Sicherlich ist allen die große Disziplin der Schüler und ein durchaus strenger Ton aufgefallen, aber andererseits auch eine gute technische Ausrüstung mit interaktiven Whiteboards und Computern all überall. Damit können alle, wirklich alle Noten direkt auf den Computer der Eltern geschickt werden – alles hat Vor- und Nachteile!

VorKonzert1

Am Donnerstagmorgen fuhr ein Bus um 7 Uhr Richtung St. Quentin, viel zu früh! Dort blieben wir kurz im Lycée Henri Martin und gegen 10 Uhr begannen die Proben im Theater Jean Vilar. Die Proben unter Leitung von Laurent Raymond klappten erstaunlich gut. Unsere deutschen Schülerinnen hatten sich im Musikunterricht der Jgst. 9 mit Frau Kittel ab Februar 2014 darauf vorbereitet und in der Jgst.10 hatten wir noch einige intensive Sonderproben eingelegt.

TheaterJeanVilar

Um 16:00 Uhr fand die Generalprobe statt, im Publikum Schüler aus St. Quentin. Der Dirigent veranlasste noch letzte Umbesetzungen im Orchester. Dann warfen sich alle in Schale: schwarz mit einem roten Accessoire war angesagt, rote Kunstblumen, rote Ohrringe, Ketten oder Broschen, rote Armbinden, Blusen, Schuhe, Krawatten.

Um 20:30 Uhr folgte dann die eigentliche Aufführung, eingeleitet von einem Tatsachenbericht aus St. Quentin: Genau am 4.12.1914 wurde dort die Erschießung eines Soldaten vollzogen, der als Wachsoldat seinen Posten verlasse hatte, da ihn die Deutschen festgenommen hatten. Nach seiner Freilassung und der Rückkehr zu seinem Regiment wurde er als Deserteur angeklagt und zum Tode verurteilt – Sinnlosigkeit des Krieges, hautnah.

Nach dem beeindruckenden Konzert bedankten wir uns mit zwei Zugaben für den reichlichen Applaus. Gegen Mittnacht erreichten wir Creil, müde nach einem langen Tag, aber zufrieden mit der Aufführung und schon ein wenig wehmütig, denn dies bedeutete ja nun auch das Ende der Frankreich-Tour.

Abschied

Gegen 11 Uhr am Freitag fand am Bahnhof von Creil ein tränenreicher Abschied statt, aber alle wichtigen Daten und Adressen sind ausgetauscht, Facebook und WhatsApp helfen weiter, vielleicht gibt es den einen oder anderen Gegenbesuch aus Creil?