Die Geschwister Scholl

Hans Scholl

hans_schollHans Scholl wurde geboren am 22. September 1918 in Ingersheim bei Crailsheim, wo sein Vater seine erste Stelle als Bürgermeister versah. Mit zwölf Böllerschüssen begrüßte die Gemeinde den ersten Sohn ihres Ortsvorstehers. 1919 übersiedelte die Familie nach Forchtenberg. 1925 tritt Hans in die Grundschule ein. 1929 Aufnahme in die Realschule Künzelsau. 1930 ziehen die Scholls nach Ludwigsburg und 1932 nach Ulm. Der Vater macht sich selbständig und übernimmt ein Treuhandbüro für Wirtschafts- und Steuerberatung. Besuch der Oberrealschule. Ende 1933 wird Hans Mitglied der Hitlerjugend, angezogen durch deren scheinbar hohe Ziele. Aber enttäuscht von der Wirklichkeit des Nationalsozialismus sucht er Kontakt zu Mitgliedern der inzwischen verbotenen dj.1.11, einem Zweig der Jugendbewegung, der im Gegensatz zur bloßen Naturromantik mehr kulturelle und sozial-kritische Ambitionen hatte. Interesse findet gerade jene Literatur, die Goebbels verbrennen läßt. 1937 wird Hans Scholl zusammen mit den Freunden, die sich in Ulm ihm angeschlossen haben, vorübergehend verhaftet wegen Fortsetzung verbotener bündischer Tätigkeit. Anstelle von Mitgliedschaften in organisierten Gruppen treten nun Freundschaften. Sie erwuchsen aus einer Ablehnung der immer unverhohlener auftretenden Diktatur. Im März desselben Jahres macht Hans Scholl das Abitur, wird dann zum Arbeitsdienst eingezogen, danach zum zweijährigen Dienst in der Wehrmacht bei einer Kavallerie-Einheit in Bad Cannstatt. Frühjahr 1939 Beginn des Studiums der Medizin in München als Mitglied der Wehrmacht. Kasernierung, ständige Einsatzbereitschaft in einer Studentenkompanie. Findet dort eine Reihe gleichgesinnter Freunde, die wie er den Zusammenbruch einer deutschen Kultur erleben und sich neue geistige Horizonte suchen müssen. Hans entdeckt ein überraschend lebendiges Christentum vor allem bei der Lektüre moderner französischer Dichter, Philosophen und Theologen. Im Sommer 1940 macht er den Frankreichfeldzug als Sanitätsfeldwebel mit. Erlebt den Krieg auf der Seite der Leidenden.

Im Herbst 1940 Fortsetzung des Studiums in München. Hans Scholl erwägt, später einmal auf Geschichte und Politik umzusatteln. Knüpft Verbindungen an zu kaltgestellten Münchner Intellektuellen, zu Wissenschaftlern, Philosophen, Künstlern. Juli bis Oktober 1942 abgestellt zum Sanitätsdienst an der Ostfront, zusammen mit seinen Freunden Alexander Schmorell und Willi Graf.
Als Hans Scholl am 18. Februar 1943 mit seiner Schwester Sophie in der Universität München Flugblätter auslegt, werden beide von der Gestapo verhaftet. Zusammen mit Sophie und dem Freund Christoph Probst am 22. Februar 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am selben Tag durch das Fallbeil hingerichtet. Auf seinem Schreibtisch findet man den Zettel:

"Kreuz, du bleibst noch lang das Licht der Erde. Hellas ewig unsre Liebe" (Stefan George).

Auf dem Schafott ist sein letzter Ruf:

"Es lebe die Freiheit!"

Sophie Scholl

 

sophie_schollSophie Scholl wurde geboren am 9. Mai 1921 in Forchtenberg am Kocher, wo ihr Vater Bürgermeister war. Viertes von fünf Kindern. Mit sieben Jahren Eintritt in die Grundschule. Sie lernt leicht und hat eine unbeschwerte Kindheit. 1930 Übersiedlung nach Ludwigsburg, zwei Jahr später nach Ulm, wo der Vater ein Treuhandbüro übernimmt. 1932 Besuch der Mädchenoberrealschule. Mit zwölf Jahren tritt Sophie Scholl, wie die meisten ihrer Mitschülerinnen auch, der Hitlerjugend bei. Aus anfänglicher Begeisterung wird nach und nach Kritik. Sie weiß um die andere politische Orientierung ihres Vaters, von Freunden und auch von einigen Lehrerinnen. Die politische Haltung wird für sie nun wichtig bei der Wahl von Freundschaften. Die Verhaftung ihrer Brüder und deren Freunde im Jahre 1937 prägt sich ein. Zeichnen und Malen gehen ihr leicht von der Hand. Sie findet erste Kontakte mit sogenannten "entarteten" Künstlern. Viel Literatur, mit zunehmender Neigung zur Philosophie und Theologie. Hier findet sie ihre Gegenwelt zum Nationalsoziallsmus.
 
Im Frühjahr 1940 Abitur mit dem Aufsatzthema "Die Hand, die die Wiege bewegt, bewegt die Welt". Sie hat Kinder gern und wird Kindergärtnerin im Fröbel-Seminar in Ulm-Söflingen. Sophie wählt den Weg über das Kindergärtnerinnen-Seminar in der Hoffnung, dem Reichsarbeitsdienst als Vorleistung für ein Studium zu entgehen. Dies erweist sich als Irrtum: ab Frühjahr 1941 zwangsweise ein halbes Jahr Reichsarbeitsdienst in Krauchenwies bei Sigmaringen, anschliessend ein halbes Jahr Kriegshilfsdienst als Hortnerin in Blumberg. Der kasernenhafte Arbeitsdienst veranlaßt sie, über passiven Widerstand nachzudenken und ihn zu praktizieren. Endlich im Mai 1942 kann sie sich an der Universität München für Biologie und Philosophie einschreiben. Ihr Bruder Hans, der dort schon Medizin studiert, macht sie mit seinen Freunden bekannt. Auch wenn der Kreis der Freunde hauptsächlich politisch motiviert ist, haben die Berge, das Skilaufen und Schwimmen einen hohen Stellenwert, dazu Literatur und Musik. Man geht oft zusammen in Konzerte. In München ergeben sich Kontakte mit Schriftstellern, Philosophen und Künstlern, die für ihre Beschäftigung mit dem Christentum von Bedeutung werden, besonders Carl Muth und Theodor Haecker. In den Vordergrund tritt die Frage, wie sich der einzelne in einer Diktatur zu verhalten hat. 1942 muß Sophie Scholl während der Semesterferien zu einem Rüstungseinsatz in einen Ulmer Metallbetrieb, während der Vater gleichzeitig eine Haftstrafe wegen einer ablehnenden Bemerkung über Hitler gegenüber einer Angestellten abzubüßen hat. Im Frühsommer 1942 entschließen sich die engsten Freunde um ihren Bruder Hans zum aktiven Widerstand gegen das Nazi-Regime. Sophie beteiligt sich ohne Einschränkung an der Herstellung der "Flugblätter der Weißen Rose" und ihrer Verteilung in verschiedenen süddeutschen und österreichischen Städten. Bei der Verbreitung eines neuen Flugblattes in der Münchner Universität am 18. Februar 1943 wird sie verhaftet. Am 22. Februar wird sie zusammen mit ihrem Bruder Hans und dem Freund Christoph Probst zum Tode verurteilt und wenige Stunden später durch das Fallbeil hingerichtet. Gefängnisbeamte berichteten respektvoll über ihren furchtlosen Gang zur Hinrichtung.