Albert - Das Online-Magazin

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Goethes Faust auf der Bühne des Theaters Marl: modern und unterhaltsam

Am 17.1.18 besuchte ich mit meinem Deutsch-Leistungskurs und weiteren Kursen, auch von diversen anderen Schulen, die Aufführung des Theaterstücks „Faust. Der Tragödie erster Teil“ im Theater Marl. Das Theaterstück wurde in der Originalversion von Johann Wolfgang von Goethe verfasst und 1808 erstmals veröffentlicht. Die in Marl gezeigte Inszenierung des Westfälischen Landestheaters aus Castrop-Rauxel wurde von Gert Becker geleitet.

Das Stück handelt von einem Gelehrten namens Faust, der mit seinem derzeitigen Leben nicht zufrieden ist, da er alles weiß und doch mehr Wissen erlangen möchte. Daher ergibt er sich der Magie und schließt schlussendlich verzweifelt einen Pakt mit dem Teufel. Dieser ändert Fausts Leben drastisch; so verliebt er sich nun in Gretchen und er wirkt jetzt schon gar nicht mehr verzweifelt. Das Leben Gretchens wird jedoch durch ihn zerstört: Sie verliert ihre Familie. Das Kind, das sie von Faust erwartet, tötet sie aus Verzweiflung.

Zuallererst muss man erwähnen, dass die Aufführung eine gekürzte Version war und - aus meiner Sicht - wichtige Szenen sogar komplett weggelassen wurden, so z.B. Fausts Suizidversuch; eine wichtige Szene, die Fausts tiefe Existenzkrise offenbart. Besonders großen Wert legte Gert Becker offenbar auf die Farben, die sehr plakativ gewählt waren und als Erkennungssymbol für die jeweiligen Figuren fungierten. Mephisto (Guido Turk) und die Hexe (Max von Ulardt) waren zum Beispiel in Rot gekleidet, in der Farbe der Hölle. Faust (Burghardt Braun) hingegen war komplett in Blau kostümiert, was den Kontrast zu Mephisto verdeutlichte. Das Bühnenbild war sehr schlicht gehalten und wurde während der gesamten Vorstellung wenig verändert. So wurde in der Szene „Im Garten“ nur eine Blume „gepflanzt“ und die Stühle, die auch als Tisch genutzt wurden, weggestellt. Alles in allem war das Bühnenbild unauffällig. Die Eingänge durch Schiebetüren zu realisieren- mit der zur auftretenden Figur passenden Farbe - war allerdings eine gute Idee und hat in der Anfangsszene besonders den Unterschied zwischen Himmel und Hölle, Gott und Teufel gut verdeutlicht.

Der auffälligste Schauspieler war Guido Turk als Mephisto, der eine gute Bühnenpräsenz zeigte. Negativ aufgefallen ist mir die Darstellung des Gretchens durch Samira Hempel; sie entsprach nicht meiner Vorstellung von dieser Figur. Das gezeigte Gretchen war eine großgewachsene Person, die dunkles und gelocktes Haar trug und außerdem viel Selbstbewusstsein ausstrahlte. Allerdings sprach Samira Hempel oftmals für die oberen Ränge zu leise. Gut in Szene gesetzt war die Verjüngung des Fausts nach der Einnahme des Hexentranks.

Besonders viel Applaus bekam die Interpretation der Hexe als heiße Drag Queen, was die modernen Aspekte, die Gert Becker in seine Inszenierung einbringen wollte, betonte. Ein weiterer Punkt der Modernität zeigte sich in dem Bildnis der Frau, das Faust im Spiegel entdeckt, da dieses Marylin Monroe darstellte und im Stil der Pop-Art gezeichnet wurde. Einige Szenen waren ein wenig verwirrend wie zum Beispiel die Kussszene von Faust und Gretchen, in der sie von Mephisto gestört wurden, da er sie nicht nur unterbrach, sondern mitmachte. Auch das zeigte das Neue, das Moderne, was zu Gelächter führte und die Stimmung des Publikums lockerte.

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Zum Schluss lässt sich sagen, dass die Aufführung bezüglich Bühnenbild, Kostüme, Sound- und Lichteffekte so schlicht wie möglich gehalten wurde, was dadurch begründet werden kann, dass die Westfälische Landesbühne mit einem kleinen Ensemble zu den verschiedenen Spielorten unterwegs ist. Dies bestätigte auch der Regisseur in einem online Interview. Er wolle vor allem Handlung zeigen und habe deshalb ellenlange Monologe, bei denen das Publikum sich langweilt, stark bearbeitet oder auch weggelassen. Dadurch wurde das Stück sehr verkürzt, was das Verstehen des dramaturgischen Zusammenhangs nicht immer unbedingt erleichterte. Für Schulgruppen ist die Inszenierung allerdings aufgrund ihrer Kürze durchaus zu empfehlen.

Lilith Elm-Bunte , Q1/Lk Deutsch

Die Sicht eines Schülers auf die Theateraufführung von

Faust. Der Tragödie erster Teil

im Theater Marl

Am 17.01.2018 fand die Theateraufführung von Faust. Der Tragödie erster Teil im Theater Marl statt. Die Inszenierung wurde von Gert Becker geleitet. Die Leser, die ebenfalls die Aufführung sehen wollen, werden sich nun einige Fragen stellen. Zum Beispiel, ob Szenen verändert oder gar ganz ausgelassen wurden, und wenn ja, welche? Oder vielleicht, ob das Schauspiel überzeugend war.

Faust ist ein Drama und befasst sich mit dem Gelehrten Faust, welcher sich in einer Existenzkrise befindet. Faust möchte wissen, was die Geheimnisse der Welt sind. Da ihm weder Juristerei, Philosophie, Medizin oder Theologie helfen, schlägt Faust den Weg der Magie ein. Allerdings vermögen es weder das Zeichen des Nostradamus noch die Beschwörung des Erdgeistes ihm Klarheit zu verschaffen, weshalb Faust sich entscheidet, sich das Leben zu nehmen. Doch dieser Entgrenzungsversuch scheitert mit dem Ertönen des Chorgesanges des Osterfestes, welcher Faust vom Selbstmordversuch durch Vergiftung abhält. Später begegnet er dem Teufel Mephistopheles, mit welchem er einen Vertrag und eine Wette abschließt, bei denen es um Fausts Seele geht.

Nach der Theateraufführung sind mir zwei Szenen besonders im Kopf hängen geblieben. Die eine trägt den Namen Hexenküche und die andere Gartenhäuschen. Das liegt daran, dass unerwartete und humorvolle Handlungen gezeigt wurden, mit denen man als Zuschauer, der das Drama gelesen hat, nicht gerechnet hätte. In der Hexenküche taucht eine Hexe als moderne Drag-Queen auf und im Gartenhäuschen deutet Mephisto mit Gretchen und Faust einen flotten Dreier an.

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Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass der Schauspieler, der Faust darstellte, Burghard Braun, seine Rolle gut getroffen hat. Vor der Szene Hexenküche ist er ein verbitterter Doktor mit geknickter Haltung. Nach der Szene Hexenküche stellt Burghard Braun Faust als selbstbewussten und verliebten Jüngling mit aufrechter Haltung dar. Gleiches gilt für Guido Turk als Mephisto. Er stellt Mephisto so dar, wie man ihn aus dem Drama kennt und erwartet. Besonders auffällig ist dabei seine verspottende und böse Stimme, die die Handlungen unterstreicht.

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Allerding ist es schade, dass einige Szenen verändert beziehungsweise ganz ausgelassen wurden. So versucht Faust gar nicht aus seiner Existenzkrise zu fliehen, indem er die drei Entgrenzungsversuche unternimmt. Auch wurden die Szenen Auerbachs Keller, in welcher Mephisto Faust eine erste Kostprobe seiner Macht gibt, und Walpurgisnacht ausgelassen. Besonders die Szene Walpurgisnacht ist für die Handlung des Dramas von großer Bedeutung, weshalb ich mir nicht vorstellen kann, dass es einen guten Grund dafür gab, diese Szene auszulassen. Außerdem ließ das Bühnenbild zu wünschen übrig. Es gab immer nur ein Gestell mit ein paar Stühlen und ein Bild von Goethe in Popart-Manier an einer der drei Wände dieses Gestells. Eine Wand verfügte über zwei Schiebetüren, durch die die Schauspieler die Bühne betreten und wieder verlassen konnten, was die Pausen zwischen den Szenen verkürzte.

Wenn man ins Theater geht, hat man immer Bedenken, dass die Aufführung langweilig sein und sich ewig in die Länge ziehen könnte. Genau das Gegenteil war jedoch hier der Fall! Es war durchgehend interessant dem Spiel des Ensembles zuzusehen. Durch die Bearbeitung der Szenen zog sich die Aufführung nicht in die Länge und es wurden oft Momente erreicht, die das Publikum zum Lachen brachten. Ich kann jedem, der sich gerne die Inszenierung von Gert Becker ansehen möchte, empfehlen dies zu tun.

Ramon Choina, Q1/ Lk Deutsch

Bilder mit freundlicher Genehmigung des Landestheaters: http://westfaelisches-landestheater.de/repertoire/++/produktion_id/441/