Albert - Das Online-Magazin

 

Das Platon Youth Forum

Während viele meiner Freunde in den Sommerferien Praktika gemacht haben  oder in den Urlaub gefahren sind, habe ich mich für das Platon Youth Forum, das bei Salzburg in Österreich stattfindet, beworben. Bei diesem Projekt geht es vor allem um den kulturellen Austausch mit Jugendlichen aus ganz Europa. Eine Woche lang wird in kleinen Workshops, die die verschiedenen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Probleme Europas beleuchten, gearbeitet.

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In meinem Workshop zu dem Thema „Shopping for a better world“, ging es hauptsächlich um das Konsumverhalten der Europäer und die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern. Im Mittelpunkt steht hierbei ein Dilemma, zu dem zunächst recherchiert und später in hitzigen Debatten diskutiert wird. Die Diskussionen finden meiner Meinung nach auf sehr hohem Niveau statt und machen außerdem Spaß, da die Jugendlichen interessiert sind und sich immer wieder neue Lösungsansätze ausdenken. In unserem Dilemma ging es beispielsweise darum, ob ein Junge, dessen Vater für eine große Kleiderfirma arbeitet, die in Bangladesch unter schlechten Bedingungen Kleidung produzieren lässt, sich in einer NGO engagieren soll, die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in gerade diesen Produktionsländern einsetzt, selbst wenn das den endgültigen Bruch mit dem Vater bedeuten würde. Überraschenderweise war die Meinung zu dieser Frage gespalten, da die einen den Wert „Familie“ als am wichtigsten ansahen, während die anderen eher auf soziales Engagement und Selbstverwirklichung setzten. Unsere Diskussionen schweiften allerdings auch immer wieder von der eigentlichen Problemstellung ab und beschäftigten sich mit der Frage, wie man die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern beispielsweise durch staatliche Kontrolle verbessern könnte, ohne die Arbeitsplätze von Arbeitern zu gefährden. Zwar wurde keine eindeutige Lösung des Problems gefunden, doch ich denke, jeder von uns hat nun eine bessere Übersicht über die Komplexität dieser Frage und über die Auswirkungen, die Eingriffe in die Wirtschaft hätten.
Am Ende der Woche stellt jeder Workshop seine Ergebnisse in einer Abschlusspräsentation vor und alle Teilnehmer diskutieren gemeinsam in einer größeren Gruppe. Allerdings geht es während der gesamten Woche eher weniger um das wissenschaftlich genaue Arbeiten und die Ergebnisse, die am Ende zusammengetragen werden, sondern viel mehr um die gute Zeit, die man zusammen verbringt. So gibt es zum Beispiel einen freien Nachmittag in Salzburg mit anschließendem Tanzkurs, der für mich zu den Highlights des Projekts gehört. Abends sitzt man noch lange zusammen und lernt sich nach und nach immer besser kennen.
Bevor ich nach Österreich gefahren bin wurde ich oft gefragt, warum ich denn in den Ferien an einem Programm teilnehmen möchte, bei dem ich niemanden kenne. Die Antwort ist einfach, denn die Jugendlichen, die an solchen Projekten teilnehmen, haben oft dieselben Interessen und sind außerdem sehr weltoffen. So werden innerhalb kurzer Zeit enge Freundschaften geschlossen, die noch lange halten, auch wenn man vielleicht weiter voneinander entfernt wohnt. Diese Mischung aus inhaltlich interessanten Themen und der Begegnung mit anderen Kulturen machen das Platon Youth Forum aus und ich würde jedem, der sich für Europa interessiert, empfehlen, im nächsten Jahr selbst mitzumachen!

Isabel Hoffmann