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Europatag 2011 - ASGSG beteiligt sich aktív

Innerhalb der Europäischen Union gibt es keine Grenzen mehr, die Bürger der 27 Mitgliedstaaten sind frei, bilden den Verträgen nach eine Einheit und pflegen dabei gleichzeitig ihre eigenen nationalen Kulturen und Traditionen. Europa ist vielseitig und die EU „in Vielfalt geeint“ – das war auch das Thema des diesjährigen Europatags am 9. Mai, bei dem das ASGSG aktiv beteiligt war.

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Der Europatag 2011 begann für rund 60 Schüler nicht wie gewohnt in einem Klassenzimmer in den oberen Etagen des Neubaus, sondern ungefähr vier Stockwerke tiefer in der Schulmensa. Dort hatten die Leistungskurse Sozialwissenschaften und Geschichte die Gelegenheit, mit Frau Dr. Annette Matthias, Mitarbeiterin bei der Europäischen Kommission in Brüssel, einen Dialog über die Europäische Union zu führen. Bei dem Gespräch ging es vor allem um aktuelle Herausforderungen wie die Bewältigung der Schuldenkrise Griechenlands, aber auch um grundsätzliche Themen wie Demokratie und die Schaffung einer gemeinsamen europäischen Identität.

Eigentlich ist Europa eine relativ einfache Sache, sagt Frau Dr. Matthias zu Beginn der Veranstaltung. Trotzdem sinkt die Wahlbeteiligung stetig, das Interesse an Europa scheint, besonders bei den Jugendlichen, immer weiter abzunehmen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat die Europäischen Kommission ein Projekt gestartet: Mitglieder der politischen Institution kehren für einige Stunden an ihre alten Schulen zurück und diskutieren mit den Schülern, klären Fragen und geben Informationen und Anregungen weiter. Am 9. Mai stellte sich Frau Dr. Matthias zwei Schulstunden lang den kritischen Fragen der Anwesenden.

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Wie es mit einer Neuaufnahme von Staaten in die Europäische Union aussieht, war eine der ersten Fragen, mit denen die Schüler die Mitarbeiterin der Europäischen Kommission konfrontierten. Die Türkei wurde dabei als bekanntestes Beispiel in die Diskussion eingebracht. „Die Verhandlungen laufen“, sagte Matthias und machte gleichzeitig deutlich, dass man dem Land den Beitritt in die EU auf die Dauer nicht verwehren kann.

Die nächsten Fragen der Schüler drehten sich um die Demokratie, einen der Grundsätze der Europäischen Union. Wie ist die Realisierung einer funktionierenden Demokratie in der EU möglich, wo doch die Minister der einzelnen Länder die Gesetze auf EU-Ebene beschließen? Auch darauf findet Matthias eine verständliche Antwort und verweist darauf, dass die Minister vom Volk gewählt würden. Das Problem sieht sie nicht im System, sondern eher in der knappen Wahlbeteiligung der Bevölkerung. „Wenn die Bürger alle Möglichkeiten nutzen würden, die die Verträge ihnen bieten, dann könnte von einem Demokratiedefizit nicht mehr die Rede sein.“ 

Kritisch und teilweise etwas provokant waren die Fragen zum Thema Schuldenkrise: Wie lange die EU denn noch eine „Transferunion“ bleiben wolle, fragte ein Schüler des Sowi-Leistungskurses. Matthias kritisiert den Begriff – für sie sind die Milliardenhilfen für angeschlagene Euroländer keine Transferleistungen sondern eine Form von Solidarität, die auch in den Verträgen geschrieben steht, die alle Mitgliedstaaten der EU unterzeichnet haben. 

Interessant war auch die Frage nach einer gemeinsamen europäischen Identität. Europa ist kulturell sehr vielfältig, das ist allen Anwesenden bewusst. Die 27 Mitgliedstaaten pflegen eigene Traditionen, sie sind stolz auf ihre Nation und kaum einer würde sich im europäischen Ausland als „Europäer“ bezeichnen, eher schon als „Deutscher“, „Italiener“, oder „Spanier“. Was tut die Europäische Kommission, um eine solche gemeinsame Identität zu schaffen? 

Da muss selbst Annette Matthias einige Sekunden lang überlegen, bevor sie antwortet. „Die Europäische Identität ist eine Identität, die Vielfalt beinhaltet“, sagt sie schließlich. Es werde sicherlich noch sehr lange dauern, bis sich so etwas wie ein europäisches Gemeinschaftsgefühl einstelle. Gewisse Einsätze seien jedoch schon jetzt vorhanden, sagt sie und verweist auf das Comeniusprojekt des ASGSG. Matthias bezeichnet sich selbst als Europäerin. Sie arbeitet seit fast 25 Jahren für die Europäische Kommission, fühlt sich in Europa zu Hause und sieht in der europäischen Vielfalt weniger ein Problem als vielmehr eine Chance, die einzelnen Mitgliedstaaten in Zukunft noch stärker aneinanderzubinden.

Alexandra Jegers