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Der LK 13 Sowi unterwegs in der internationalen Politik - Bericht über eine Simulation

Es gehört sicherlich viel Mut dazu, sich auf dem Parkett der internationalen Politik zu bewegen. Vom 11. bis zum 13. Januar hatte der Leistungskurs Sozialwissenschaften die Gelegenheit, sich genau dieser Herausforderung zu stellen. Die Schüler der Jahrgangsstufe 13 nahmen an einer dreitägigen Pol&IS-Simulation teil – und merkten schnell, wie schwierig es ist, wirtschaftliche Zielvorgaben und Ideale unter einen Hut zu bekommen. 

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Jeder will die Welt verbessern, aber niemandem gelingt es wirklich. Der „normale Bürger“ hat das Gefühl, nichts ausrichten zu können, die internationale Politik scheitert oft, weil Staaten eigene Interessen verfolgen. Hungersnöte in Afrika, Finanzkrisen in Europa – „muss das sein?“, denken wir oft beim Zeitungslesen. Nur: ob die Dinge anders wären, wenn einer von uns an der Macht wäre? Drei Tage Pol&IS-Simulation sollten uns eine Antwort darauf geben.  

Nia Chan, die im „normalen“ Leben Inga heißt, steht am Rednerpult und atmet einmal tief durch. „Sehr geehrter Herr Generalsekretär, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Regionen, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Weltbank, der Weltpresse und der NGO...“ Mit diesen Worten beginnt jede Rede der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Nia Chan, die Regierungschefin von China, lässt die Ereignisse des vergangenen Jahres Revue passieren. Drei Minuten später ist der Regierungschef von Südamerika an der Reihe, dann folgt der von Osteuropa. Schnell wird deutlich: Pol&IS (Politik und internationale Sicherheit) ist viel mehr als nur ein gewöhnliches Spiel. 

Bei der Pol&IS-Simulation handelt es sich um ein Rollen- und Planspiel der Bundeswehr mit dem Ziel, Schülern und Studenten die Zusammenhänge der Weltpolitik nahezubringen. Die Simulation stellt in vereinfachter Weise den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Aufbau der Welt nach. Klingt spannend, dachten wir nur, als wir am 11. Januar mit dem Bus nach Winterberg fuhren. Alles, was wir wissen mussten, bekamen wir vor Ort erklärt – gut so, denn besonders vorbereitet hatte sich auf das Spiel wohl keiner. 

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Zwei Jugendoffiziere der Bundeswehr, Alexander Maronitis und Markus Baron, übernahmen die Spielleitung und weihten uns in die Regeln der Simulation ein: 

Die Pol&IS-Welt besteht aus elf Regionen (z.B. Nordamerika, Westeuropa, Afrika und Asien), in denen verschiedene politische Akteure tätig sind. Die Hauptverantwortung für die Region trägt der Regierungschef. Seine Aufgabe ist es, Verhandlungen zu führen und Verträge zu unterzeichen. Der Staatsminister unterstützt ihn dabei und koordiniert mit Hilfe von kleinen, bunten Steinchen das Militär. Der Wirtschaftsminister versucht an der Börse, das Haushaltsdefizit auszugleichen und füllt das Produktionsformular aus. Beobachtet und überwacht werden die Vertreter der einzelnen Regionen vom Generalsekretär, der Weltbank, der Weltpresse und den Non-Governmental-Organizations (NGO) wie zum Beispiel Greenpeace oder Amnesty International. 

Fast alles, was in der Realität die internationale Politik beeinflusst, wurden auch in der Pol&IS-Simulation umgesetzt. Ob Umweltprobleme in China, der demographische Wandel in Europa oder die Not der Entwicklungsländer – alles kam zur Diskussion und wurde in Programme der Regierungen aufgenommen. Auch Verträge, Handelsabkommen und Bündnisse mussten geschlossen werden. Und an der Börse lautete die Herausforderung, möglichst geschickt mit den Gütern Energie, Industrie, Agrar und Geld zu handeln. 

„Wir sprechen von einer heilen Welt, wenn weder Überschuss noch Defizit bei den Gütern vorhanden ist“, erklärt Spielleiter Markus Baron. Das ist das Ziel der Simulation. Und selbst, wer nur gelegentlich Nachrichten verfolgt, weiß, dass schon Generationen vor uns an diesem Ideal gescheitert sind. Denn in erster Linie gilt es – bei Pol&IS und in der realen Welt – den Mindestlebensstandard der eigenen Bevölkerung zu decken. Erst wenn das der Fall ist, fangen die Regierungen an, sich Gedanken um Entwicklungshilfe oder Spenden machen... 

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Was die Simulation uns gebracht hat? Zum einen die Erkenntnis, dass wirtschaftliche Zielvorgaben den eigenen Wunschvorstellungen schnell in die Quere kommen. „Man glaubt immer, man würde alles besser machen, als echte Politiker“, sagt Japans Regierungschefin Fabienne alias May Chao beim Abendessen. „Aber die Simulation hat gezeigt, dass das eben nicht der Fall ist.“ Inga ergänzt: „Viele haben zum Beispiel einfach gespendet, um später vor der UN-Versammlung sagen zu können, dass sie gespendet haben und nicht unbedingt, weil sie helfen wollten.“ 

Trotzdem hat die Simulation uns einen sehr guten Einblick in die Aufgabenfelder der internationalen Politik ermöglicht. Bei der Rückfahrt am Freitag steht fest: Die drei Tage in Winterberg werden vielen noch lange in Erinnerung behalten – vor allem in Hinsicht auf das anstehende Abitur.

Alexandra Jegers (SW LK 13)