Albert - Das Online-Magazin
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- Erstellt: Sonntag, 19. Februar 2012 17:34
L’incroyable Hessel
Nicht mit ihrem Liebsten/ ihrer Liebsten, sondern mit Stéphane Hessel hatten sich 25 Schülerinnen und Schüler aus Grund- und Leistungskurse Französisch 12 und 13 am Abend des Valentinstags ein Rendezvous. Im Premierensaal der Essener Lichtburg trafen sie zusammen mit 1800 weiteren Interessierten und ihrer Französischlehrerin Hilde Lafond den 94-jährigen deutsch-französischen Widerstandskämpfer und Diplomaten Stéphane Hessel.
Über zwei Stunden lang lauschten sie voller Bewunderung den Lebenserinnerungen und Denkanstößen dieses beeindruckenden Mannes. Nach seiner Vorstellung durch den Leiter des deutsch-französischen Kulturzentrums, Michel Vincent, der diese Veranstaltung initiiert hatte, erzählte Stéphane Hessel, angeregt durch den Moderator des Abends , den Politikwissenschaftler Claus Leggewie, Anekdoten aus seinem Leben den Abend, sparte nicht an Kritik am Gebaren der Finanzmärkte und ermutigte zu einem Einstehen für Europa.
Beeindruckend ist die geistige Verfassung dieses Hochbetagten, der im Laufe des Abends verschiedene Gedichte frei rezitierte wie den langen Monolog aus Shakespeares Hamlet „To be or not to be“. Ein Sahnetüpfelchen dann auch drei Gedichte am Ende des Abends: Neben einem englischen Shakespeare-Sonett, ein Gedicht auf Deutsch von Karl August von Platen, Pindar und auf Französisch „Automne“ von Apollinaire.
Hilde Lafond, Lisa Woll, Lea Pforte
Platen, Pindar
Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichten
Gestirne schnell und unbewußt erbleichen,
Erliegen möcht ich einst des Todes Streichen,
Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.
Ich will ja nicht im Leben oder Dichten
Den großen Unerreichlichen erreichen,
Ich möcht, o Freund, ihm nur im Tode Gleichen;
Doch höre nun die schönste der Geschichten!
Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,
Und hatte, der ermüdet war, die Wangen
Auf seines Lieblings schönes Knie geleget:
Als nun der Chöre Melodien verklangen,
Will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,
Doch zu den Göttern war er heimgegangen
Apollinaire, Automne
Dans le brouillard s'en vont un paysan cagneux
Et son bœuf lentement dans le brouillard d'automne
Qui cache les hameaux pauvres et vergogneux
Et s'en allant là-bas le paysan chantonne
Une chanson d'amour et d'infidélité
Qui parle d'une bague et d'un cœur que l'on brise
Oh ! l'automne l'automne a fait mourir l'été
Dans le brouillard s'en vont deux silhouettes grises