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Senatorenfamilie besucht Marler Theater - Eine Theaterkritik

„Will ich in mein Gärtlein gehen, will mein Zwiebeln gießen, steht ein bucklicht Männlein da, fängt als an zu niesen“ (Eduard Ille) – So begann ein kleiner blonder Bub auf der Bühne, leider komplett unverständlich, zu sprechen. Immer wieder hat er die Handlung des Stückes unterbrochen, um für uns sinnlose Phrasen aus dem Volkslied vorzutragen.

Wir, der Leistungskurs Deutsch (Jgst13), besuchten in Begleitung anderer Deutsch-Kurse unserer Schule am 7. November die Inszenierung des Romans „Buddenbrooks“ im Marler Theater. Im Hauptgeschehen auf der Bühne acht Akteure, acht Stühle und im Hintergrund eine schlecht erkennbare und zudem nicht richtig ausgerichtete live Kameraprojektion von der aktuellen Familienkonstellation.

Zu Beginn schien das Publikum noch sehr aufmerksam, im Verlauf des Stückes war jedoch deutlich schwindendes Interesse erkennbar, welches sich durch laute Schnarchgeräusche und offensichtliche Handynutzung äußerte. Thomas Mann, der Autor des Romans von 1901, würde sich wohl im Grabe umdrehen, wenn er die „Buddenbrooks“-Dramatisierung von John von Düffel und Intendantin Sybille Broll-Pape in Marl gesehen hätte! Die Entscheidung, das Bühnenbild über drei Stunden der Aufführung nicht zu ändern, war unseres Erachtens nach definitiv die schlechteste, die Frau Broll-Pape hätte treffen können. Nach einer Stunde des Geschehens bekam man langsam den Eindruck eines künstlerischen Stilllebens, welches versucht wurde darzustellen. Doch „die Hoffnung stirbt zuletzt“ war unser Gedanke vor der Pause. So gingen wir zur zweiten Hälfte der Inszenierung in den Saal zurück, motiviert, dass eine Veränderung eintreten würde. Diese Hoffnung starb dann qualvoll – und weiter ging die scheinbar niemals enden wollende „Tortur“.

Nun kommen wir zum positiven Teil. Die Sitze waren gemütlich, das Licht war angenehm zum Schlafen und für Verpflegung hatten die Zuschauer selbst gesorgt – Spaß beiseite.

Was dann doch noch einige Zuschauer wach hielt, war die sehr gute schauspielerische Darbietung der Akteure. Mal aufgesetzt euphorisch, mal sehr zynisch – so erlebte man die Figur der Tony Buddenbrook, gespielt von Lydia Schamschula. Neben Thomas (Wolfram Boelzle), als ernster und verbitterter Erbe der Firma stand Christian (Stephan Ullrich), der einst sehr lebensfrohe Kunstliebhaber, im totalen Gegensatz zu ihm. Die Gemeinsamkeiten, die Thomas Mann diesen Brüdern ursprünglich zugeschrieben hat, kamen im Theaterstück kaum rüber.

Witz und Charme wurden von der Figur des Permaneder (Christoph Wehr) sehr gut transportiert, was auf das Publikum belebend wirkte. Jedoch wirkte es sehr irritierend, dass alle Liebhaber der Tony von demselben Darsteller gespielt wurden.

Vor allem zu loben waren die Verkörperungen des Konsul (Frank Trunz) und der Konsulin (Renate Becker). Gerade diese beiden wirkten durch ihre Art auf den Zuschauer sehr sympathisch!

Insgesamt jedoch überwogen die negativen Aspekte ganz deutlich. Leider konnten die guten Schauspieler das schlechte Bühnenbild und die generell öde Inszenierung nicht kompensieren.

Sarah Lynn Grabowski und Daniel Ehlen